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Entschärfung von Mensch-Wildtier-Konflikten

Mensch-Wildtier-Konflikte sind überall auf der Welt an der Tagesordnung, wo Menschen mit Tieren um die Nutzung von Ressourcen wie Platz oder Nahrung konkurrieren und menschliche Aktivitäten immer größeren Raum einnehmen. Viele der entwickelten und angewandten Strategien zur Entschärfung von Mensch-Wildtier-Konflikten funktionieren oft nur teilweise oder auf dem Papier, sodass die Tötung von Wildtieren als Folge von Konflikten ein wesentlicher Faktor für den Verlust der biologischen Vielfalt ist. Die GAIA-Initiative arbeitet an effizienten und ausgewogenen Strategien zur Milderung von Mensch-Wildtier-Konflikten, indem sie das (räumliche) Verhalten von Raubtieren mit Hilfe von Big Data und Künstlicher Intelligenz analysiert und relevante Interessengruppen eng in die Wissenschaft einbindet.

Die überwiegende Mehrheit der großen Tierarten, insbesondere große Säugetiere und Raubtiere, leben in der sogenannten Wildnis – weit entfernt von Menschen und mit begrenzter Interaktion mit ihnen. Da der Mensch jedoch seine Aktivitäten auf den gesamten Planeten ausgedehnt hat, sind Kontakte und Interessenkonflikte unvermeidlich. Menschen und Wildtiere konkurrieren um die Nutzung von Raum und anderen Ressourcen und geraten in Konflikt um die Sicherheit von Ernten, um Nutztiere und sogar um Menschenleben. Als Folge von Mensch-Wildtier-Konflikten (engl. human-wildlife conflicts, HWC) werden viele Tiere entnommen oder getötet, was eine der Hauptursachen für den Rückgang vieler Arten von großen Raubtieren auf allen Kontinenten darstellt.

GAIA baut auf jahrzehntelange Erfahrung von Wildbiolog*innen des Leibniz-IZW in der Erforschung der räumlichen Ökologie von Geparden und in der Umsetzung von evidenzbasierten Lösungen für den Konflikt zwischen Farmern und Geparden in Namibia. Ein umfangreicher Satz von Bewegungsdaten der seltenen Katze, die gelegentlich Rinderkälber erbeutet und deshalb von Farmern entfernt oder getötet wurde, ermöglichte ein tieferes Verständnis des räumlichen Verhaltens der Art. Das Team konnte Hotspots der Aktivität der Geparde identifizieren, also Orte in der Landschaft an denen sich die Katzen erheblich häufiger aufhalten als anderswo. Indem die Viehwirte diese Hotspots mit ihren Mutterkuh-Herden mit Kälbern meiden, konnten sie ihre Verluste erheblich reduzieren. Die Motivation, die Geparde zu entnehmen oder zu töten, sank erheblich und der Konflikt wurde gelöst. Die Kombination von ausgefeilten Technologien für die Wildtierökologie und der Einbindung in die Interessengemeinschaft – basierend auf Transparenz und Vertrauen – erwiesen sich als ausschlaggebend für den Erfolg.

Die Etablierung langfristiger Forschung und das Verständnis des Verhaltens von Raubtieren auf der Grundlage kontinuierlicher und hochauflösender Daten ist ein Kernelement der Aufgabe und Vision von GAIA. Die Initiative setzt die Geparden-Forschung fort und erweitert sie, baut eine solide Datenbank zum Verhalten von Löwen in der Etosha-Region auf und fördert so das Verständnis für das Verhalten und die Interaktion von Raubtieren. Der Einsatz Künstlicher Intelligenz zur Analyse umfangreicher Datensätze wird zu diesen Zielen beitragen.

TEAM
Dr. Jörg Melzheimer
Wildtierbiologe und Projektleiter am Leibniz-IZW
+4930 5168 462
Rubén Portas
Feldwissenschaftler in Namibia am Leibniz-IZW
+4930 5168 327
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