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Forschung zu Afrikanischen Geierarten

Geier sind eine hochintelligente Gruppe von Vögeln, die wichtige Ökosystemleistungen erbringen. Dennoch sind die Populationen der Altweltgeier in den letzten Jahrzehnten aufgrund anthropogener Faktoren drastisch zurückgegangen. Gleichzeitig ist ihr Verhalten, einschließlich der sozialen Interaktionen, noch immer nicht ausreichend erforscht. Auf der Grundlage von Hightech-Ortungsgeräten und KI-basierten Analysewerkzeugen zielt GAIA darauf ab, besser zu verstehen, wie Geier kommunizieren, interagieren und kooperieren, nach Nahrung suchen, brüten und ihre Jungen aufziehen. Dieses Verständnis ist entscheidend für die Entwicklung des GAIA-Frühwarnsystems für Umweltveränderungen und kritische ökologische Ereignisse sowie für den Schutz und die Erhaltung der Geier.

Tote Tiere – Kadaver – sind in relativ naturbelassenen Teilen der Umwelt allgegenwärtig. In gut funktionierenden Ökosystemen werden die Kadaver von anderen Tieren konsumiert, was Teil des natürlichen Kreislaufs ist. Aasfresser wie Geier spielen bei diesen Prozessen eine Schlüsselrolle. Sie entfernen Aas und damit potenziell giftiges und infektiöses Material effizient aus der Umwelt und verringern so das Risiko der Ausbreitung und Kontamination. Dank ihres überragenden Sehvermögens können sie Kadaver aus großer Entfernung erkennen. Es gibt zudem belastbare Anzeichen dafür, dass sie durch komplexe Interaktionen auch sozial miteinander verbunden sind und Kommunikation nutzen, um ihr Verhalten bei der Nahrungssuche zu koordinieren.

In den letzten Jahrzehnten sind die Bestände vieler Geierarten dramatisch zurückgegangen und sie sind nun akut vom Aussterben bedroht. Die Hauptursachen für diesen Trend sind der Verlust von Lebensraum und Nahrung in vom Menschen geprägten Landschaften sowie eine beträchtliche Anzahl direkter oder indirekter Vergiftungen. Beim Weißrückengeier (Gyps africanus) beispielsweise schätzt man, dass der Bestand innerhalb von nur drei Generationen um etwa 90 % zurückgegangen ist – das entspricht einem durchschnittlichen Rückgang von 4 % pro Jahr.

Aufgrund ihrer ökologischen Bedeutung und ihres raschen Rückgangs ist es notwendig, unser Wissen und Verständnis von Geiern deutlich zu verbessern, um sie zu schützen. Biologische Grundlagendaten werden seit vielen Jahren erhoben und mit der Entwicklung leichter und leistungsstarker Sensoren wird derzeit mehr Forschung betrieben als je zuvor. Dennoch ist es eine Herausforderung, verlässliche Daten über die Bestandsdichte, die Fortpflanzung und die soziale Interaktion in vielen Ländern zu erhalten, in denen die Altweltgeier leben, da sie über große Entfernungen wandern und riesige Datenmengen ausgewertet werden müssen. GAIA wird dazu beitragen, unser Wissen darüber zu erweitern, wie Geier kommunizieren, interagieren und kooperieren, nach Nahrung suchen, brüten und ihre Jungen aufziehen. Das Team konzentriert seine Forschung auf die Bestandsdichte, die Überlebensrate der Küken und das Brutverhalten, die Ernährung und das Verhalten bei der Nahrungssuche sowie die soziale Interaktion und das Kooperationsverhalten. Außerdem werden die Informationsübertragung zwischen Erwachsenen und Küken, die Erkennung und Verhinderung von Vergiftungen und die Bestimmung anderer Todesursachen wie Stromschläge oder Ertrinken in künstlichen Gewässern, erforscht.

Die GAIA-Forschung zu afrikanischen Geierarten wie Gyps africanus beruht darauf, dass eine große Anzahl von Vögeln auf dem gesamten Kontinent mit GPS/ACC-Tags ausgestattet wird. Die meisten der derzeit über 130 besenderten Vögel wurden im Etosha-Nationalpark in Namibia gefangen. Die Vögel fliegen mit ihren Tiersendern über Namibia und seinen Nachbarländern, aber auch in Uganda, Mosambik und anderen Ländern wurde eine beachtliche Anzahl von Geiern mit GAIA-Tags ausgestattet. Die zweite technologische Säule der GAIA-Geierforschung sind fortschrittliche KI-basierte Analysetools, die es dem Team ermöglichen, diesen riesigen Datensatz effizient zu analysieren. Auf diese Weise werden neue Erkenntnisse über Themen gewonnen, die bisher nicht untersucht werden konnten. Darüber hinaus ermöglichen diese Erkenntnisse die frühzeitige Erkennung von Vergiftungsfällen und damit die Unterstützung des Geierschutzes. Nicht zuletzt wird das Verständnis des Verhaltens und der Interaktion von Geiern auch eine große Hilfe für die Entwicklung neuer technologischer Werkzeuge durch das GAIA-Team sein.

TEAM
Dr. Jörg Melzheimer
Wildtierbiologe und Projektleiter am Leibniz-IZW
+4930 5168 462
Wanja Rast
Wildtierbiologe und KI-Spezialist am Leibniz-IZW
+4930 5168 467
Rubén Portas
Feldwissenschaftler in Namibia am Leibniz-IZW
+4930 5168 327
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